Luftdichtigkeit von Wohngebäuden

 

Luftdichtigkeit - Bedeutung - Anforderungen

Die nachfolgenden Inhalte sind der Broschüre "Joachim Zeller und Karl Biasin: Luftdichtigkeit von Wohngebäuden", VWEW-Energieverlag, Frankfurt 2002 entnommen und werden mit Zustimmung des Verlags dargestellt.

Einführung

Ein dichtes Haus hat für den Bauherrn und die Bewohner viele Vorteile gegenüber einem undichten: Bauschäden werden vermieden, der Komfort ist höher und der Heizenergieverbrauch kleiner. „Dicht" bedeutet dabei, daß die gesamte Gebäudehülle so luftdicht ist wie eine gemauerte, verputzte Wand. Dabei können Fenster auch im dichten Haus auf die gewohnte Weise geöffnet werden.

Gründe für eine luftdichte Ausführung der Gebäudehülle

Vermeiden von Bauschäden, Vermeiden von Zugluft, Vermeiden unnötiger Lüftungswärmeverluste, verbesserter Schallschutz vor Außenlärm und zwischen verschiedenen Wohnungen, höhere Luftqualität (z.B. durch luftdichte Abtrennung des Kellers)

Für Architekten und Handwerker stellt Dichtheit eine Qualitätsanforderung dar. Im Rahmen der Qualitätssicherung am Bau kann Luftdichtigkeit durch eine Messung nachgewiesen werden - auf Messungen und die Bewertung ihrer Ergebnisse wird später ausführlich eingegangen.

Anforderungen der Wärmeschutzverordnung

Die Verordnung fordert in § 4, dass eine luftundurchlässige Schicht über die gesamte wärmeübertragende Umfassungsfläche eines Gebäudes anzuordnen ist. Zudem sollen sonstige Fugen in der wärmeübertragenden Umfassungsfläche dauerhaft luftundurchlässig sein.

Demnach sind vom Planer luftdichte Schichten und zwischen verschiedenen Bauteilen sogenannte Dichtigkeitsanschlüsse in den Ausführungszeichnungen mit darzustellen und im Leistungsverzeichnis mit aufzuführen. Zulässige Werte für die Luftdichtigkeit sind in DIN V 4108-7 (11.96) enthalten.

Die „Allgemeine Verwaltungsvorschrift zu § 12 der Wärmeschutzverordnung" vom 20. Dezember 94 weist außerdem darauf hin, daß die Ergebnisse einer Dichtigkeitsmessung dem Wärmebedarfsausweis als Anlage hinzugefügt werden können.

Luftdichtigkeit als Qualitätsmerkmal

Schadensvermeidung
Undichtigkeiten im Bereich des Daches werden im Winter aufgrund des thermischen Auftriebs überwiegend von innen nach außen durchströmt. Die warme und meist auch feuchte Raumluft kühlt dabei innerhalb der Baukonstruktion ab - es kann sich Kondensat bilden. Bauschäden sind die Folge. Die Wassermasse, die auf diese Weise durch Konvektion ins Bauteil transportiert wird, ist weitaus größer, als die durch Diffusion geförderte. Die Bausachverständigen wissen heute, daß wesentlich mehr Bauschäden durch Konvektion als durch Diffusion verursacht werden. Bauschäden durch konvektiven Wasserdampftransport können durch eine dichte Bauweise verhindert werden.

Höherer thermischer Komfort

Wenn kalte Außenluft durch größere Lecks in den Aufenthaltsbereich strömt, kommt es in der Wohnung zu Zugerscheinungen. Kritisch sind Undichtigkeiten auf der vom Wind angeströmten Seite und wegen des Warmluftauftriebs solche im unteren Teil der Wohnung. Strömt die kalte Luft in Fußbodenhöhe ein, dann entsteht ein Kaltluftsee, weil sich die schwerere kalte Luft nur langsam mit der leichteren Warmluft mischt.

Dicht zu bauen, insbesondere auch in Fußbodennähe, verhindert Zugerscheinungen und erhöht somit die thermische Behaglichkeit.

Besserer Schallschutz

Durch Spalten und Löcher, die von Luft durchströmt werden, kann sich auch Schall ausbreiten. Für den Schallschutz vor Außenlärm ist es deshalb notwendig, die Gebäudehülle dicht zu bauen.

Gleiches gilt im Mehrfamilienhaus für den Schallschutz zwischen verschiedenen Wohnungen: Notwendig ist eine luftdichte Abtrennung der Wohnungen voneinander.

Höhere Luftqualität

Die luftdichte Hülle um jede einzelne Wohnung bietet noch einen weiteren Vorteil: Luft aus anderen Wohnungen, auch geruchsbelastete, kann nicht in die eigene Wohnung strömen.

Besonders wichtig, aber auch besonders fehlerträchtig ist die luftdichte Abtrennung im Bereich der Installationsschächte von Bädern mit mechanischer Entlüftung. Hier muß verhindert werden, daß bei laufendem Lüftungsventilator Luft aus den Bädern angrenzender Wohnungen nachströmt.

Das Einströmen von Kellerluft, die mit radioaktivem Radon (aus dem Erdgestein) oder mit Schimmelsporen belastet sein kann, sowie das Einströmen von möglicherweise staubbelasteter Luft aus einem Dämmstoff in den Wohnbereich kann ebenfalls durch eine luftdichte Gebäudehülle verhindert werden.

Verringerter Heizenergieverbrauch

Dies ist der bekannteste und meistdiskutierte Vorteil luftdichter Gebäude. In der Tat ist der Luftwechsel in undichten Häusern im Winter zeitweilig weitaus höher, als er aus hygienischen Gründen notwendig wäre. Dementsprechend hoch ist in diesem Fall auch der Heizenergieverbrauch.